Die nachhaltige und sparsame Verwendung von Ressourcen ist seit Jahrzehnten gelebte Realität am Kolleg St. Blasien. Das Kolleg erfüllt damit sowohl einen pädagogischen Auftrag – der auch eine Vorbildfunktion enthält – als auch einen kirchlichenund theologischen Auftrag. Zugleich stellen die notwendigen Investitionssummen, die historische Bausubstanz des Kollegs-Areals und die natürlichen Gegebenheiten im Hochschwarzwald immense Herausforderungen dar, um Fortschritte auf dem Weg der ökologischen Transformation des Wirtschaftens und Lebens zu erzielen.
Im Folgenden wird erläutert, wie sich den Herausforderungen hinsichtlich der energetischen Versorgung für das Kolleg und für das vom Kolleg betriebene Nahwärmenetz gestellt werden soll. Der Fokus liegt dabei insbesondere auf der Wärmeerzeugung, aber auch die Stromversorgung wird zu einem Drittel des Gesamtverbrauchs künftig durch eine eigene PV-Anlage sichergestellt. Vorbild für die Maßnahmen ist das Klimaschutzkonzept des Erzbistums Freiburg mit dem hoch ambitionierten Ziel der Klimaneutralität 2030. Zudem wird damit die vierte weltweite apostolische Präferenz des Jesuitenordens konkret umgesetzt. Diese lautet: „Für die Schöpfung: In der Sorge für das Gemeinsame Haus zusammenarbeiten“; die vierte Präferenz resultiert aus einem weltweiten Entscheidungsprozess des Jesuitenordens und spiegelt nicht zuletzt den Auftrag von Papst Franziskus I. für den Umweltschutz, z.B. in seiner Enzyklika Laudato si, wider.

Ausgangslage und bereits erfolgte Maßnahmen
Die Gebäude des Kolleg St. Blasien bestehen aus einem im 18. Jahrhundert erbauten Hauptgebäude, welches in der Folgezeit – insbesondere aufgrund von Bränden – abschnittsweise neu erbaut oder erweitert wurde, drei historischen Außengebäuden, einer Mehrzweckhalle und einem im Bau befindlichen Naturwissenschaftlichen Zentrum. Insgesamt ergeben sich dabei 38.100 m² bewirtschaftete Fläche mit ca. 15.000 m² Fenstern. Der gesamte Komplex steht unter Denkmalschutz der höchsten Kategorie und ist auf 764 m NN an der Südseite eines Schwarzwaldtals gelegen, weswegen mit langen, kalten und schattenreichen Wintern zu rechnen ist. Ein Anschluss an ein Gasnetz besteht nicht.
Die Gebäude werden sehr unterschiedlich genutzt: Es gibt Wohnbereiche (insbesondere für das Internat), Unterrichtsräume, Büroräume, historische Säle, Speisesäle, den Bereich der Küche (u.a. mit Kühl- und Gefrierräumen), Lager- und Technikräume sowie außerordentlich weite Gänge und Treppenanlagen. Für den Freizeitbereich gibt es z.B. ein Schwimmbad mit einem Zwanzigmeter-Becken, eine Mehrzweckhalle, Fitnessräume, eine Bibliothek, eine Kunstwerkstatt und Theaterbühnen. Während der Ferienzeiten (ca. 17 Wochen im Jahr) werden die Internats- und Unterrichtsräume nur sehr begrenzt genutzt.
Ein Meilenstein für eine klimaschonende Bewirtschaftung wurde mit der Inbetriebnahme einer Hackschnitzelheizung im Jahr2007 erreicht. Damit wurde für die Wintermonate der Regelbetrieb von Ölheizungen abgestellt. Die Hackschnitzel werden aus der Region bezogen und sind zum großen Teil ein Abfallprodukt aus der Holzwirtschaft. Sukzessive erfolgte der Ausbau eines Nahwärmenetzes, welches inzwischen zwanzig Gebäudekomplexe (z.B. den Dom, die städtische Fürstabt-Gerbert Schule, das Pfarrhaus) mit Wärme versorgt; das Nahwärmenetz benötigt ca. 30% der erzeugten Wärmeleistung.
In den letzten Jahrzehnten kam es zu vielfältigen Investitionen bei der energetischen Sanierung der Kollegsgebäude und der Anschaffung von energieeffizienteren Maschinen. Genannt seien:
- Energetische Sanierung des in Betonbauweise erstellten „Ostflügels“ (2019-2022, Gesamtvolumen: 5,6 Mio. €)
- Sukzessiver Austausch und Abdichtung der alten Fenster
- Sukzessiver Austausch der Beleuchtungstechnik
- Einbau von effizienten Ölheizungen als BackUp-System und für die Sommermonate (2018)
- Effizientere Steuerung des zentralen Heizungskellers und der Verteilung der benötigten Wärme
Im Januar 2024 wurde mit dem Bau eines Naturwissenschaftlichen Zentrums an der Ostseite des Kollegs (sog. „Shedplatz“) begonnen. Die Fertigstellung und Inbetriebnahme ist für September 2025 vorgesehen. Der eingeschossige Flachbau erfüllt höchste Ansprüche hinsichtlich eines ressourcensparenden Bauens und Betreibens. Dabei entsteht eine ca. 1.600 m² große begrünte Dachfläche.
Die nächsten Meilensteine: Wärmepumpen, moderne Gebäudeleittechnik und Erneuerung der Stromtechnik
Mit dem Bau des NaWi-Zentrums ergibt sich die einzigartige Chance, für den gesamten historischen Gebäudekomplex eine nachhaltige, klimaneutrale und moderne Energieversorgung zu implementieren. Dafür wird die 1.600 m² große Dachfläche des NaWi-Zentrums genutzt und mit einer PVT-Anlage ausgestattet. Der mit der PV-Anlage erzeugte Strom betreibt Wärmepumpen, welche die Solelösung aus der thermischen Anlage (das „T“ in PVT) als Wärmequelle nutzt. Dies ermöglicht die Stilllegung des Regelbetriebs der Ölheizungen während der Sommermonate und damit das Einsparen des jährlichen Verbrauchs von ca. 100.000 l Heizöl. Damit werden jährlich ca. 270 Tonnen CO2 eingespart. Die Ölheizungen sind künftig nur noch als BackUp-Anlagen bei Störungen und bei außerordentlich kalten Temperaturen während des Winters notwendig. Zudem kann die Hackschnitzelheizung bereits bei Temperaturen über 3°C durch die Wärmepumpen ergänzt werden, womit der Rohstoff Holz eingespart wird.
Für die nachhaltige Steuerung des Energiebedarfs im NaWi-Zentrum benötigt es eine moderne und digitale Gebäudeleittechnik (GLT). Die im NaWi-Zentrum implementierte GLT wird sukzessive auf alle Gebäudeteile des Kollegs ausgeweitet. Als erste Priorität erfolgt die Erneuerung der Technik im zentralen Heizkeller, damit die Wärmeerzeugung aus den Wärmepumpen, der Hackschnitzelheizung und ggf. der Ölheizung optimal gesteuert und gemäß den tatsächlichen Verbrauchsanforderungen bemessen werden kann. Zudem ermöglicht die GLT eine optimale Steuerung der vorhandenen Pufferspeicher.

Damit die PV-Anlage auf dem NaWi-Dach und perspektivisch auch weitere PV-Anlagen auf den Kollegsdächern in Betrieb gehen können, benötigt es eine Modernisierung der Stromtechnik, insbesondere des zentralen Trafos. Der aktuelle, veraltete Trafo befindet sich unterhalb des Doms, arbeitet bereits jetzt am Kapazitätslimit und wäre nicht in der Lage, die Stromerzeugung von PV-Anlagen zu verarbeiten. Mit dem Neubau eines Trafos außerhalb des Gebäudes werden die künftigen Kapazitätsanforderungen sicher und mit moderner Technik ermöglicht.
Der Zeitplan des Projekts sieht vor, dass Trafo, PVT-Anlage und Wärmepumpen in 2025 in Betrieb gehen und bis 2026 die gesamte GLT umgestellt ist.
Finanzierung
Neben dem Bau des NaWi-Zentrums und des sukzessiven Abbaus eines allgemeinen baulichen Investitionsstaus (verwiesen sei auf die oben beschriebenen energetischen Sanierungen, die Erneuerung von Bad- und Toilettenanlagen, Erneuerung von Zimmermöblierung und umfangreiche Malerarbeiten) stellt das Projekt Klimaneutrales Kolleg 2030 das dritte Großprojekt bzgl. einer zukunftsfähigen Infrastruktur am Kolleg St. Blasien dar.

Dabei ist ein zeitlicher Aufschub keine Option: Es gilt jetzt, die großzügigen (aktuellen) staatlichen Förderungen vollständig abzurufen, logistische und finanzielle Synergien der Großbaustelle des NaWi-Zentrums zu nutzen, das Betriebsalter der Hackschnitzelheizung zu berücksichtigen und die zu erwartenden steigenden Betriebskosten für den Ölverbrauch zu minimieren.
Die Vorfinanzierung der Bundeszuschüsse erfolgt weitestgehend über Eigenmittel des Kollegs. Für die Finanzierung der nach Abzug der Bundes-Förderung notwendigen 2,4 Mio. € ist das Kolleg auf die Unterstützung der Träger, von Sponsoren und ggf. auf die Aufnahme von Krediten angewiesen. Für das Jahr 2025 hat die Zentraleuropäische Provinz der Jesuiten einen Zuschuss i.H.v. 500 T€ zugesagt.


