„Neues G9 für eine neue Zeit“: Die Landesregierung Baden-Württembergs hat eine umfassende Bildungsreform auf den Weg gebracht. Hauptbestandteil dieser Reform ist die Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums (G9) ab dem Schuljahr 2025/2026. Dies gilt für Schülerinnen und Schüler ab der 5. und 6. Klasse.
Die Wiedereinführung ist jedoch keine bloße Rückkehr zum früheren G9-Modell, sondern eine zeitgemäß angepasste Version dieser Schulform.
Was bedeutet das für uns als Kollegsgemeinschaft?
Das Land gibt den Rahmen für die Umsetzung des neunjährigen Abiturzuges vor. Als Privatschule können wir selbst mitentscheiden, wie wir diesen Rahmen inhaltlich und methodisch füllen. Das Kolleg St. Blasien hat zu diesem Zweck eine eigene „G9-Steuergruppe“ ins Leben gerufen.
Der Rahmen: Neuer G9 Bildungsplan in Baden-Württemberg
Die Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums unterstützt insbesondere zwei Anliegen der allgemeinen Bildungsreform: Bildungsgerechtigkeit und Zukunftsfähigkeit.
Konkret bedeutet das, dass der Übergang von der Grundschule ans Gymnasium für die Schülerinnen und Schüler weiterhin reibungslos ablaufen kann. Der neue Bildungsplan sieht mehr Raum und Möglichkeiten vor, auf die Individualität der Kinder und Jugendlichen einzugehen. Außerdem soll das Fach Informatik und Medienbildung eingeführt und die Demokratiebildung gestärkt werden.
Einige Schwerpunkte der G9-Reform:
Ziel ist es, die Basiskompetenzen der Schülerinnen und Schüler in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch mit Hilfe zusätzlicher Unterrichtsstunden zu stärken.
Ziel ist es, die Schülerinnen und Schüler durch einen Fokus auf die naturwissenschaftlichen Fächer besser auf eine zunehmend digitalisierte, technisierte Welt vorzubereiten.
Ziel ist es, die Schülerinnen und Schüler in ihrem Umgang mit Medien und KI zu sensibilisieren.
Inhaltlich und methodisch soll besser auf die zunehmende Heterogenität der Schülerinnen und Schüler eingegangen werden. Zum Beispiel durch den Ansatz des selbstorganisierten Lernens.
Unsere Vision: G9 Bildungsplan am Kolleg St. Blasien
Das Kolleg ist ein allgemeinbildendes Gymnasium, das eine umfassende Bildung vermittelt - fachspezifisch, aber auch gesellschaftlich. Unsere Absolventinnen und Absolventen sollen in der Lage sein, Verantwortung in der Gesellschaft zu übernehmen.
Unser Ziel ist es, die uns anvertrauten Jugendlichen zu mündigen, kritisch denkende Bürgerinnen und Bürger zu erziehen, die nicht bloße User oder Konsumentinnen und Konsumenten sind.
Deshalb fördern wir mit der Wiedereinführung des G9-Zuges ganz gezielt und in großem Umfang den Faktor konzentriertes, selbstorganisiertes und eigenverantwortliches Lernen.
Unser Ansatz: „cura personalis“ prägt das neue G9 am Kolleg
Als christliche Schule folgen wir in der Ausgestaltung des neuen G9-Lehrplans unserem Leitbild „cura personalis“ – die Sorge um den und die einzelne.
Mit der Einführung des neuen G9-Zuges haben wir noch mehr Möglichkeiten, die Persönlichkeit und die Individualität der einzelnen Kinder und Jugendlichen in den Blick zu nehmen und sie im Sinne des christlichen Menschenbildes ihre Würde erfahren zu lassen.
Unsere geplanten Umsetzungen: G9 am Kolleg St. Blasien
Das Kolleg St. Blasien nutzt Gestaltungsspielräume, die der neue baden-württembergische G9-Bildungsplan den Privatschulen mitgibt, indem es eine neue Tagesstruktur entwickelt und Magis-Stunde einführt. „Magis“ ist Latein und bedeutet „Mehr“. Unser Anspruch ist dieses qualitative „Mehr“ in Form von Magis-Stunden unseren Schülerinnen und Schülern zu bieten.
In den Klassen 5 und 6 beinhaltet der Schultag an drei bis vier Tagen eine Magis-Stunde, eine Zeit des selbstorganisierten Lernens.
Während dieser Magis-Stunde arbeitet jedes Kind an seinem Wochenplan an unterschiedlichen Aufgaben aus dem Bereich der Kernfächer Mathematik, Deutsch und Englisch. Die Lehrkräfte bieten dazu einen Pool an Aufgaben und Materialien, die in unterschiedlichen Sozialformen zum Üben, Vertiefen oder zum selbstständigen Erarbeiten von kleineren Themen dienen.
In der Magis-Stunde ist das konzentrierte Arbeiten mit Stille ein wichtiges Element. Die Schülerinnen und Schüler übernehmen so zunehmend mehr Verantwortung für ihr eigenes Lernen.
In Stille sein und in Stille lernen - eine Kompetenz, die in einer immer hektischeren und reizüberfluteten Welt bewusst ein Gegenpol im Leben der Kinder und Jugendlichen sein soll. Für bestmögliche Rahmenbedingungen plant das Kolleg eigene Bereiche und Räumlichkeiten in Form von Lernateliers ein, in denen stille Bereiche eine zentrale Rolle spielen. Es gibt aber auch die Möglichkeit in kooperativen Settings zu arbeiten.
Durch die Einführung einer Selbstlernzeit werden die Schülerinnen und Schüler angehalten, selbstständig und eigenverantwortlich zu lernen. Methodisch knüpft diese Selbstlernzeit an die Erfahrungen an, die die Kinder aus der Grundschule mitbringen.
Ein gewünschter Nebeneffekt ist, dass die Schülerinnen und Schüler in diesem Rahmen eher in der Lage sind, über Gelerntes nachzudenken und es kritisch zu reflektieren.
Vordefinierte Wochenpläne geben den Lernrahmen für die Kinder und Jugendlichen vor. Innerhalb dieses Rahmens können die Schülerinnen und Schüler mitentscheiden, zum Beispiel in Bezug auf die Zeiteinteilung und Aufgabenauswahl. Durch mehr Freiheiten können die Kinder und Jugendlichen gesteckte Ziele in ihrem eigenen Lerntempo erreichen.
Die Rolle der Lehrkräfte bleibt auch in der Magis-Stunde wichtig: Die Lehrkräfte begleiten, geben Hilfestellung und sind ansprechbar. Durch den freieren Rahmen in der Magis-Stunde können sie ihre Schülerinnen und Schüler individueller und gezielter fördern: Sie haben immer im Blick, wo es mehr Führung und Unterstützung oder auch mehr Freiheit und Förderung braucht.
Zum Schuljahresbeginn 2025/26 nimmt das Naturwissenschaftliche Zentrum am Kolleg St. Blasien seinen Betrieb auf. Die spezielle Förderung der MINT-Fächer findet an diesem Lernort ihren Ausdruck:
Das NaWi-Zentrum bietet optimale Voraussetzungen, methodisch vielfältig und praxisnah in den MINT-Fächern zu lernen und zu experimentieren. Moderne Werkstätten, Maschinen- und Sammlungsräume, Labore, Klassenzimmer und LernArenen ermöglichen einen zukunftsweisenden Unterricht.
Jedes Kind aus den Klassen 5 und 6 wählt aus den Bereichen Musik, Bildende Kunst, Theater, Schwimmen und Schach eine AG. Diese finden am Schulvormittag statt.