Einweihungsfeier und Eröffnung des neuen Zentrums für Naturwissenschaften
Das Kolleg St. Blasien hat am Sonntag, 12. Oktober, sein neues Naturwissenschaftliches Zentrum eingeweiht. Die feierliche Eröffnungszeremonie mit Festgottesdienst, Festakt, Gebäudeübergabe und Segnung (Filmclip) bildete den Höhepunkt des diesjährigen Altkollegianertreffens. In Anwesenheit des Generaloberen der Jesuiten aus Rom, Pater Arturo Sosa SJ, Generalvikar Christoph Neubrand (Erzbistum Freiburg), Landrat Dr. Martin Kistler, Abgeordneter und Bürgermeister sowie vieler Altkollegianer, Wohltäter, beteiligter Handwerksbetriebe, Partner und Menschen aus der Region wurde dieses besondere Ereignis der Kollegsgeschichte gefeiert. An einem sich anschließenden Tag der offenen Tür mit Präsentationen der naturwissenschaftlichen Fachschaften und AGs konnten sich alle Interessierten in den neuen Räumlichkeiten umschauen, selbst entdecken und gezielt nachfragen.
Der öffentliche Festgottesdienst im Dom mit der Kunstinstallation Gaia stand ganz im Zeichen der Verbindung von Glaube, Schöpfung und Wissenschaft. Generalvikar Christoph Neubrand griff in seiner Predigt das Evangelium vom Baugrund – Sand oder Fels – auf und schlug eine Brücke zur Einweihung des neuen Zentrums: „Jesus ist ein begnadeter Erzähler; er weiß: Wir Menschen benötigen Bilder, Vergleiche, Gleichnisse, das Anknüpfen an Erfahrungen, um ihn zu verstehen, um von seiner Botschaft ergriffen zu werden und den Unbegreifbaren zu begreifen.“
So wie ein Gebäude auf festem Grund stehen müsse, brauche auch Bildung ein tragfähiges Fundament – Beobachtung, Erfahrung und Wissen. Deshalb, so Neubrand, sei ein naturwissenschaftliches Zentrum Ausdruck dieses tiefen Lernprozesses, der Erkenntnis mit Verantwortung verbinde.
Im Blick auf die Kunstinstallation Gaia erinnerte der Generalvikar daran, dass Bildung immer der Versuch sei, „auf das Ganze zu blicken, so wie wir im Projekt Gaia auf unseren Planeten blicken; auf ihn blicken und dennoch wissen, dass wir nicht draußen, sondern drinnen sind“. Bildung bedeute Staunen und Forschen, aber auch das Bewusstsein, wie verletzlich unsere Erde sei.
Der Generalvikar würdigte zugleich das Engagement der Erzdiözese Freiburg und der Erzbischof-Hermann-Stiftung, die mit Kirchensteuermitteln und Projekten wie Gaia in St. Blasien in die Bildung junger Menschen investierten.
Kollegsdirektor Pater Hans-Martin Rieder SJ hob im anschließenden Festakt die Gemeinschaftsleistung für dieses Zukunftsprojekt hervor: „Weil unglaublich viele Menschen, weil viele von Ihnen, die hier heute versammelt sind, das alles vollbracht haben, deswegen konnten wir pünktlich am 16. September 2025 mit dem Unterricht im Pater-Schall-Zentrum starten und haben damit sowohl den Kosten - als auch den Zeitrahmen eingehalten.“
Landrat Dr. Martin Kistler sieht das Pater-Schall-Zentrum als Bildungsinstitution, von der die gesamte Region samt ansässiger Unternehmen profitieren kann: „In der naturwissenschaftlichen Ausbildung der jungen Generation liegt ein zentraler Schlüssel für unsere Zukunft. Über das neue Naturwissenschaftliche Zentrum des Kolleg St. Blasien freue ich mich deshalb sehr. Es wird die überregionale Strahlkraft des Kollegs weiter stärken und die Bildungslandschaft unseres Landkreises Waldshut deutlich aufwerten!“
Nach drei intensiven Jahren Planungs- und Bauphase hat das „Pater Adam Schall von Bell SJ – Zentrum für Naturwissenschaften“ pünktlich zum Schuljahresbeginn 2025/26 geöffnet. Es ist dem außerordentlichen Einsatz vieler zu verdanken, dass der anspruchsvolle Plan des Neubaus, begonnen mit der öffentlichen Projektvorstellung im Herbst 2022, der Planungsphase im Jahr 2023 und dem Baubeginn im Frühjahr 2024 genau aufgegangen ist.
Durch die erhebliche Unterstützung des Erzbistums Freiburg, des Jesuitenordens und zahlreicher Privatpersonen und Wohltäter der Kollegsgemeinschaft konnte das finanzielle Projektvolumen in Höhe von 15 Millionen Euro gestemmt werden.
Das Freiburger Architekturbüro Spiecker Sautter Lauer, alle weiteren beteiligten Planer und Baufirmen aus der Region haben Sorge dafür getragen, den zeitlich ambitionierten Projektplan im Detail umzusetzen. So konnte innerhalb von drei Jahren aus einer Vision Realität werden: „Wer die Welt verstehen will, muss naturwissenschaftlich denken können“, begründet Kollegsdirektor Pater Hans-Martin Rieder SJ die Initiative, die zur Entstehung des „NaWi-Zentrums“ geführt hat. „Wir stärken mit dem neuen Zentrum unser Bildungsangebot und schaffen Räume, in denen junge Menschen mit Freude forschen und entdecken können.“ Das Pater-Schall-Zentrum ist nun ein lernfreudiger Ort, an dem junge Menschen Begeisterung für Naturwissenschaften erleben, Selbstvertrauen gewinnen, Zusammenhänge erkennen sowie einen potenziellen Einstieg in technische und naturwissenschaftliche Berufe finden können. Die offene Lernatmosphäre mit hochwertiger Ausstattung in Form von multifunktionalen Unterrichtsräumen, Laboren, Werkstätten sowie Sammlungs- und Vorbereitungsräumen für die Fächer Chemie, Physik, Biologie und NWT/NIT ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern, praxisnahe Fähigkeiten zu entwickeln. Das Pater-Schall-Zentrum soll zukünftig dazu beitragen, junge Menschen vorbereitet und befähigt, in eine Welt zu entlassen, in der das Antworten finden auf die großen Gesellschaftsfragen, zum Beispiel zu Globalisierung, Digitalisierung, Krieg, Klimawandel oder Fachkräftemangel, immer wichtiger und komplexer wird.
Das Naturwissenschaftliche Zentrum, benannt nach dem großen Naturwissenschaftler und Astronomen-Jesuiten Johann Adam Schall von Bell, einem Brückenbauer zwischen Glauben und Wissenschaft, löst darüber hinaus einige konkrete Herausforderungen aus dem Kollegsalltag. Der Neubau schafft dringend benötigten Platz, indem er die veralteten naturwissenschaftlichen Räume ersetzt. Durch den gewonnenen Platz außerhalb können im Hauptgebäude weitere moderne Klassenräume entstehen, die durch eine stetig wachsende Schülerzahl, nicht zuletzt durch die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium (G9), gebraucht werden. Darüber hinaus initiiert das Pater-Schall-Zentrum eine grundlegende Neuanordnung des Shed-Platzes, der bisher ungenutzten Betonwüste des Kollegs. Um das Zentrum herum wird mit weiteren Aufenthaltsflächen und Begrünung eine Art Campusanlage entstehen.
Das Naturwissenschaftliche Zentrum hält als oberirdisch eingeschossiges Gebäude einige Besonderheiten bereit: Die Weißtanne als Hauptwerkstoff und sichtbares Baumaterial stellt den regionalen Bezug her, während großflächig verglaste Fassaden für optische Leichtigkeit sorgen und sich der Neubau somit nahtlos in die bestehende Klosterlandschaft einfügt. Eine unter dem NaWi-Zentrum liegende Tiefgarage wird das schon lange drängende Parkplatzproblem lösen. Aus energetischer Sicht macht das Kolleg mit dem Neubau einen großen Schritt Richtung klimaneutrale Nutzung. Auf dem Dach ist eine moderne Kombination aus Photovoltaik und Solarthermie verbaut, mit der die Jesuitenschule jährlich rund 100.000 Liter Heizöl und 270 Tonnen CO₂ einspart.
Der Innenausbau begünstigt zeitgemäße pädagogische Ansätze wie das Lernen in verschiedenen Zonen im Rahmen unterschiedlicher Lernformate. „Damit ein Raum als „Dritter Pädagoge“, nach Lehrkraft und Mitschüler, fungieren kann, sollte er möglichst offen und flexibel sein. Dies in einem naturwissenschaftlichen Zentrum architektonisch umzusetzen, stellte eine besondere Herausforderung dar. Wir sind sehr gespannt, wie Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler am Kolleg St. Blasien die neu gewonnene Freiheit nutzen werden“, gibt der leitende Architekt Manfred Sautter Einblick in die Planungsgedanken.
Mit der Eröffnung des „Pater Adam Schall von Bell SJ – Zentrum für Naturwissenschaften“ setzt das Kolleg St. Blasien ein Zeichen dafür, dass Großes am besten gemeinsam gelingt, Glaube und Naturwissenschaft Seite an Seite stehen und dass eine Investition in Bildung eine Zukunftsinvestition ist.