Geschichts-LK auf Studienfahrt
Ende September unternahm der Geschichts-Leistungskurs der KS12 mit Herrn Heitmann und Frau Herkert eine viertägige Gedenkstättenfahrt nach Stuttgart. Ziel der Exkursion war es, verschiedene Erinnerungs- und Lernorte zum Nationalsozialismus kennenzulernen und sich mit den Themen Erinnerungskultur, Verfolgung und Widerstand auseinanderzusetzen.
Im Hauptstaatsarchiv Stuttgart erhielten die Schülerinnen und Schüler Einblicke in die Arbeit eines Archivs. Besonders beeindruckend war die Einsicht in Originalquellen zur NS-Zeit, darunter Propagandamaterial und Dokumente zu jüdischen Bürgern aus St. Blasien. Im Alten Schloss besuchte die Gruppe die Stauffenberg-Erinnerungsstätte. Die Ausstellung beleuchtete das Leben von Claus Schenk Graf von Stauffenberg, seinen Weg vom NS-Anhänger zum Widerstandskämpfer sowie die Ambivalenz seiner historischen Bewertung. Im Hotel Silber, der ehemaligen Gestapo-Zentrale für Württemberg und Hohenzollern, erfuhren die Schülerinnen und Schüler von der Verfolgung politischer Gegner. Besonders bewegend waren persönliche Schicksale, etwa das von Hans Gasparitsch, der als Jugendlicher inhaftiert wurde. Das Gebäude selbst wurde erst durch Bürgerinitiativen als Erinnerungsort erhalten und 2018 als Gedenkstätte eröffnet.
Im Stadtarchiv Stuttgart in Bad Cannstatt beschäftigte sich die Gruppe mit Quellen zur NS-Propaganda und zur Ausgrenzung jüdischer Bürger. Im Workshop „Der Stuttgarter Judenladen“, der von Lernort Geschichte e.V. durchgeführt wurde, analysierten die Schülerinnen und Schüler anhand eines Propagandafilms die Manipulation durch NS-Medien kritisch. Auch der Landtag Baden-Württemberg stand auf dem Programm. Im Mittelpunkt stand das Gedenkbuch politisch verfolgter Abgeordneter, das die Lebensgeschichten von 327 demokratischen Politikerinnen und Politiker dokumentiert, die unter dem NS-Regime litten.
Im Haus der Geschichte Baden-Württemberg erhielten die Schülerinnen und Schüler einen Überblick über die Geschichte des Landes vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Besonders eindrucksvoll war die Auseinandersetzung mit den Folgen des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegszeit. Vor dem abschließenden Workshop besuchte der Kurs das alte Güterbahngelände am Stuttgarter Nordbahnhof. Die Gedenkstätte soll als „Zeichen der Erinnerung“ an die Transporte der Menschen erinnern, die in den Jahren 1941 bis 1944 in die Konzentrationslager nach Theresienstadt, Auschwitz, Riga und Izbica deportiert wurden. Ihre Namen sind auf einer siebzig Meter langen, grauen Betonmauer aufgelistet, welche die Gedenkstätte umgibt. Den Abschluss der Studienfahrt bildete ein Workshop im Haus der Heimat, das sich mit Flucht und Vertreibung befasst. Anhand des Einzelschicksals von Ella Grünhagel wurde die Erfahrung von Millionen Geflüchteter und Vertriebener nach 1945 nachvollzogen.
Die Fahrt bot dem Leistungskurs intensive Einblicke in die nationalsozialistische Vergangenheit, aber auch in die unterschiedlichen Formen des Erinnerns. Sie zeigte, dass Geschichte nicht nur in Büchern steht, sondern an realen Orten erfahrbar wird – und dass Erinnerung zugleich Verantwortung bedeutet.